Im folgenden Beitrag wird gefragt, inwiefern die — wenig beachtete — gesellschaftliche Abwertung über Bildung als ‚rassistisch‘ begriffen werden kann, d.h. zunächst, was Rassismus allgemein und dann was ‚intellektueller Rassismus‘ oder ‚Rassismus der Intelligenz‘ (nach Bourdieu) bedeuten. Danach wird anhand empirischer Befunde die enorme Verbreitung klassischer rassistischer und rechts-autoritärer Einstellungen in Deutschland aufgezeigt und dass höher Gebildete bei näherem Hinsehen diesbezüglich längst nicht so unbescholten bleiben wie es oft scheint. Ferner stellt sich die Frage, inwiefern die bei gering Gebildeten häufiger oder offener geäußerte Tendenz zur Abwertung von ‚Fremdgruppen‘ nicht auch als Versuch der Identitätsrettung marginalisierter Unterklassen interpretiert werden kann (vgl. Kuppens et al. 2018: 444). Zuletzt wird die Frage nach den daraus resultierenden politischen Folgen und Hintergründen von Marginalisierung und rassistischer Abwertung sowie Rechtsdrift diskutiert. Letzteres tritt nämlich auffällig häufig (wenn auch nicht nur) bei formal gering Gebildeten, unteren und mittleren Arbeiterinnen oder Arbeitern auf, die früher politisch meist links orientiert waren. Insofern stellt sich die Frage, woran es liegt, dass sich die ‚versprengten‘, zunehmend identitätslosen und demobilisierten Unterklassen von der Linken abwendeten. Diskutiert wird hierbei die Frage der Mitverantwortung der ‚brahmanischen‘ (akademischen) Linken, die im Wechsel mit der ‚kaufmännischen Rechten‘ (Piketty 2018) und in einer neuen Mitte oder als ‚bloc bourgeois‘ (Amable/Darcillon 2020) dazu beitrug, soziale Ungleichheit und Prekarität zu befördern, in deren Lücke erst der sog. Rechtspopulismus stoßen konnte (vgl. Mouffe 2018; Eribon 2016: 117 ff.). …