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Lagerdenken, Herdentrieb und ‚Cancel Culture‘ an Hochschulen

Immer häufiger kommt es an Hochschulen vor, dass Studentinnen oder Studenten politisch unliebsame Diskussionen, Veranstaltungen oder Professoren verhindern möchten, als sog. ‚Cancel Culture‘.1 Die kollegial geleiteten Hochschulen verteidigen dabei leider oft nicht die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit der angegriffenen, ‚umstrittenen‘ Kolleginnen und Kollegen, sondern maßregeln diese oft, die immer häufiger aufgrund ‚politischer Unbotmäßigkeit‘ entlassen werden . Dem liegt eine sich fälschlicherweise als ‚woke‘ (erwacht oder bewusst) und ‚links‘ gebende Tendenz des politischen Kampfs und ein Lagerdenken zugrunde. Dieses geschieht meist unter dem Deckmantel ‚engagierter Wissenschaft‘, wobei es sich aber um schlecht gemachte oder gar keine Wissenschaft handelt, als Propaganda in Diensten von Interessengruppen oder des Staats.

Auch mir wurde als Professor der Hochschule München im Mai 2024 gekündigt, nach kritischen Äußerungen in der ‚Corona-Pandemie‘ 2 und einem über zwei Jahre währenden Konflikt. Begonnen hatte dieser im Januar 2022, als ich plötzlich eine Abmahnung mit Kündigungsdrohung durch die Hochschule erhielt, nachdem Studierende im Dezember 2021 zwei anonyme Protestschreiben an den Dekan der Fakultät richteten (siehe unten). Der Grund für die Abmahnung waren meine kritischen Äußerungen zur ‚Corona-Politik‘, insbesondere der Beitrag „Erosion der Menschlichkeit“ beim Online-Magazin Rubikon vom 10.12.21 gegen eine allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19.3 Moniert wurden von den Studentinnen und Studenten aber nicht die Inhalte meines Beitrags, worauf gar nicht eingegangen wurde, sondern, dass ich überhaupt im Rubikon-Magazin publiziert habe. Dieses verbreite „rechte, verschwörungsideologische und/oder antisemitische Inhalte“ und werde „nach kurzer Recherche auf vielen Seiten als ‚Querfrontmagazin‘ bezeichnet“, so die Protestierenden. Bei näherer Betrachtung der Vorwürfe zeigen sich diese als oberflächlich, zielen vor allem auf den vermeintlich schlechten Umgang und beruhen auf ungeprüften Gerüchten und Verleumdungen eines linken Münchner Bündnisses gegen Antisemitismus und „viele Seiten“ (s. dazu und im Folgenden meine Stellungnahme vom Nov. 2022 unten). Dazu wurde beklagt, dass ich die ‚Corona-Pandemie‘ in meinen Seminaren zur Diskussion stellte, obwohl die Studierenden das erklärtermaßen nicht wollten. Die Hochschulleitung übernahm in Ihrer Abmahnung die studentischen Vorwürfe und behauptete, ich würde die Studentinnen und Studenten politisch instrumentalisieren, betriebe Propaganda und verwende unwissenschaftliche Lehrmaterialien. Dieses wären für einen Professor schwere ehrenrührige Vergehen. Indes wurde meiner Klage gegen die Abmahnung beim Arbeitsgericht München im Jan. 2023 stattgegeben und ein Eingriff in meine Wissenschaftsfreiheit festgestellt (siehe unten).

Es folgte daraufhin aber leider keine Rehabilitierung als Professor und Wissenschaftler, im Gegenteil. Der Konflikt ging weiter, indem u.a. eine üblicherweise allen regelmäßig gewährte Forschungsfreistellung ohne Begründung abgelehnt wurde, dann eine Anordnung zur amtsärztlichen Untersuchung und Anfang Mai 2024 sogar die außerordentliche, fristlose Kündigung folgten, ohne Begründung. Im Übrigen schwiegen zum gesamten Vorgang fast alle Kolleginnen und Kollegen wie auch die meisten Studentinnen und Studenten, bis auf Ausnahmen. Diesen mutigen Menschen, die mich zum Teil sogar hier öffentlich unterstützten, danke ich sehr. Ein Kollege schrieb mir dagegen sogar dreist per Email, ich „müsse gar nicht großartig verleumdet werden“, denn „Dein Lagerwechsel ist allen bekannt“. Damit verriet er aber nur sein (durchaus typisches) Lagerdenken, was bekanntlich im Extrem in den Gulag führt. Wie so viele Linke verteidigte er vehement alle autoritären ‚Maßnahmen‘ in der ‚Corona-Pandemie‘, mit massiven Freiheitseinschränkungen und Diskriminierungen sowie Verfolgungen nicht geimpfter Menschen, obwohl man längst weiß, dass die ‚Maßnahmen‘ weitgehend unnötig, unwirksam und schädlich waren.4

Am Ende stimmte ich im Juli 2024 (nach erneuter Klage vor dem Arbeitsgericht München) einem gerichtlichen Vergleich mit dem vorzeitigen Ausscheiden aus der Hochschule zu, um mein persönliches Leiden zu beenden. Die gesellschaftliche, politische Aufarbeitung des Falls muss aber weitergehen, weil er einer von vielen ähnlichen ist, nicht nur in Deutschland und eine gefährliche Tendenz für eine sich als freiheitlich verstehende Gesellschaft mit sich bringt. Mich treibt weiter die Frage um, warum gerade so viele der politischen Linken (der ich mich zugehörig fühle) derartig zum Autoritarismus tendieren, definiert als Bereitschaft zur Unterwerfung, Konformität und Aggressionen gegen alle Abweichenden. Neben der Corona-Thematik mobilisieren schon länger alle möglichen Fragen der Identität und Gruppenzugehörigkeit (Nation, Migration, ‚Gender‘) und der symbolischen gesellschaftlichen Ordnung die blindwütig moralisierenden Kampftrupps an Hochschulen. Deshalb sagen mir z.B. Kollegen nur im Vertrauen, dass sie sich bei solchen Themen nicht mehr offen oder nur sehr vorsichtig äußern, wozu als neues ‚brisantes Thema‘ der ‚Klimawandel‘ dazu gekommen ist . Immer häufiger herrscht an Hochschulen ein moralisierendes, selbstgerechtes Herdenverhalten und Lagerdenken, anstelle der rationalen, wissenschaftlichen Auseinandersetzung, in der nur der zwanglose Zwang des besseren Arguments zählt (nach Habermas). In der ‚Corona-Krise‘ verschärfte sich die Tendenz zur Einschränkung der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit in gefährlichem Ausmaß. So zeigte z.B. eine Befragung, bei der 71% der Antwortenden Studierende waren, Erschreckendes: Nur 25% bejahten, dass überhaupt abweichende Wissenschaft­ler­in­nen oder Wissenschaftler angehört werden sollten, nur 21%, dass Medien kontroverse Inhalte bringen sollten und nur 12%, dass kritische Inhalte nicht zensiert werden sollten .

Medienberichte zur ‚Causa Roth‘

Hexenjagd auf kritischen Professor: Arbeitsrecht, Meinungsfreiheit und Rechtstaat auf dem Prüfstand“ (Stephan Sander-Faes, 1. Dezember 2022, bei achgut.com).
„Ausgestoßene der Woche“ (Kommentar von Christoph Lövenich bei www.achgut.com, 20.1.2023).
Interview mit Prof. Dr. Roth, Kontrafunk vom 24.1.2023.
„Professoren im Visier“ (Ronny Ebel bei Manova-News, 11.11.23)

Hier noch ein Beitrag von Ronny Ebel, bei Manova-News vom 11. Nov. 23, u.a. auch zu meinem Fall und zu Forschungen zur zunehmenden Diffamierung von Professorinnen und Professoren an Hochschulen, was auch das Verhalten der Hochschulleitungen bei Angriffen auf die Wissenschaftsfreiheit aufzeigt.

„Ausgestoßene der Woche“ (Kolumne von Christoph Lövenich bei www.achgut.com (7.6. 2024)
Ausgestoßene der Woche“(Kolumne von Christoph Lövenich, www.achtut.com vom 26.7.2024)

Literatur

Dokumente zu den Gerichtsverfahren Prof. Dr. Roth gegen Freistaat Bayern/Hochschule München

Anmerkung: Die Dokumente sind bei den Gerichtsverfahren aktenkundig und öffentlich.

Studentische Beschwerdeschreiben (Nr. 1, 17. Dezember 2021, Nr. 2 ohne Datum)
Abmahnung durch die Hochschule München (28.1.2022, Datum im Orig. fehlerhaft)
Stellungnahme Prof. Roth zur Abmahnung vom 28.1.2022 (27.11.2022)
Urteil des Arbeitsgerichtes München vom 10. Januar 2023
Stellungnahme Prof. Dr. Roth zur Ablehnung der Freistellung von der Lehre für Forschung (19.2.2024)
  1. vgl. https://www.netzwerk-wissenschaftsfreiheit.de/, international siehe: []
  2. Ob der Begriff Pandemie bei Covid-19 angemessen ist, bleibt umstritten, weil der Begriff traditionell nicht nur eine große Infektiösität voraussetzt, sondern auch eine große Fallsterblichkeit, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat aber schon länger eine Ausweitung und Aufweichung des Begriffs vorgenommen und Covid-19 zur Pandemie erklärt, trotz der früh erkennbaren geringen ‚Infection Fatality Rate‘ von ca. 01,-0,5% .[]
  3. www.rubikon.news/artikel/erosion-der-menschlichkeit; das Magazin wurde am 8.4.23 nach internen Konflikten eingestellt, mit Neugründung durch die Redaktion als: www.manova.news.[]
  4. Vgl. zur Unwirksamkeit und Schädlichkeit der ‚Maßnahmen‘ z.B.: ; zu Diskriminierung und Hetze in der ‚Corona-Zeit‘ siehe die Dokumentation: https://ich-habe-mitgemacht.de/, und: .[]

25 Gedanken zu „Lagerdenken, Herdentrieb und ‚Cancel Culture‘ an Hochschulen“

  1. Lieber Herr Roth,

    vielen Dank, dass Sie uns Ihre Geschichte anvertrauen. Ich bin bestürzt über den Vorfall, befremdet vom Vorgehen der Hochschulleitung und möchte Ihnen meine kollegiale Solidarität zusichern. Ich kann mir vorstellen, was diese Vorgänge in Ihrer Seele angerichtet haben. Das, was man Ihnen antut, ist uns allen angetan, ist ein Angriff gegen eine akademische Kultur, den wir nicht akzeptieren dürfen.

    Herzliche Grüße

    Matthias Burchardt

  2. Lieber Herr Roth,
    danke dass Sie für alle, die in & für die akademische Kultur leben und arbeiten, in den Ring steigen. Die gegen Sie vorgebrachten Anschuldigungen scheinen mir die spätestens seit der Verurteilung des Sokrates (wenn nicht von jeher) gegen unangepasste Intellektuelle in Anschlag gebrachten Standardformeln zu sein: ABLEHNUNG DER VOM STAAT ANERKANNTEN GÖTTER, EINFÜHRUNG NEUER GOTTHEITEN und VERDERBEN DER JUGEND. Wobei die konkret zitierten denunziatorischen Angriffe die schwierige Frage aufwerfen, was bei deren Verfassern eigentlich noch zu verderben wäre…
    Viel Erfolg!
    Klaus Kroy

  3. Lieber Herr Roth,
    ich bin erschrocken über die Vorgänge an der Hochschule München. Aus ehemaliger Student der HM besuchte ich in mehreren Semestern ihre Vorlesungen zu unterschiedlichen Themenbereichen (u.a Sozialpolitik). Die Darstellung und Aufbereitung ihrer Vorlesungsinhalte empfand ich immer sehr anregend und äußerst seriös. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass sie mir ihre Darlegungen aufdrängen wollten. Auch gegenüber kritischen Anmerkungen zeigten sie sich offen und versuchten diese in die weitere Bearbeitung des Themas zu integrieren. Ihre Seminare waren in meiner Bachelorzeit eine echte Bereicherung und weckten bei mir das Interesse an sozialpolitischen Fragestellungen. Grundsätzlich sollte die Hochschule ein Ort für Diskussionen sein, wo u.a. über politische und gesellschaftliche Probleme gesprochen werden sollte. Sachliche Argumente müssen hier ihren Raum finden, reflektiert, ausgetauscht und Perspektivwechsel vollzogen werden. Eine Cancel-Culture, die den Debattenraum so verengt, schadet meines Erachtens nicht nur der Hochschule und damit der Qualität der Lehre, sondern auch der Entwicklung der Studenten.

    Beste Grüße Sebastian Lehn

  4. Bisher dachte ich stets:
    „Je höher der akadämliche Grad, desto umfassender das Maß der Verdummschulung.“

    Doch scheint dank Pisa und der weiteren Aufrechterhaltung eines sogenannten Bildungssystems, namens Schule, welches für mich de facto keines ist, sondern wohl eher ein Verasozialierungs- und Gleichschaltungsinstrument, bereits von Grund auf der Wurm drin zu sein. Verblödet und des eigenen Denkens nicht mehr mächtig, wird sich echauffiert auf Teufel komm raus.

    Es ist an der Zeit, denke ich, dass hier ein schöpferischer Zerstörungsprozess auf der gesamten Ebene zu vollziehen ist, der nicht nur diesen Bereich, sondern eben auch die Bereiche Marktwirtschaft, Agrarwirtschaft, Finanzwirtschaft / Geldsystem, Politik und eben auch das, aus meiner Sicht heraus, Fundament aller dieser und weiterer der Natur zuwider laufenden Systeme am Leben erhaltende Dreigestirn aus Unmündigkeit / Mangel an (Selbst-)Bewusstsein und Mangel an sozialer Kompetenz, durch ihre Gegenteile, nämlich Mündigkeit, ein der Definition entsprechendem Selbst- und Fremdbewusstsein, wie auch eine soziale Kompetenz, die dem Begriff Wert spricht, ersetzt wird.

    Höchst bedauerlich und tragische, dass sowohl die Gebrauchsanleitungen für Herz und Hirn verlustig wurden.
    Doch wie ich eingangs bereits aufzeige. Es liegt nicht allein an den nachwanchsenden Generationen.

    Generationen von sogenannten Intellektuellen haben, bereits seit dem dritten Reich, stets mehr auf die eigene Karriere geachtet, als auf das Vorankommen von sogenannter Wissenschaft. Evtl. liegt es tatsächlich daran, dass je höher der IQ, oftmals um so geringer die soziale Kompetenz ist.

    Wo waren all die sogenannten Intellektuellen, als Das SGB II eingeführt und damit bereits systematisch eine große Gruppe von Menschen diffamiert, denunziert und entrechtet wurde? Warum gibt es nicht schon seit Jahren DEN großen Aufschrei über die Abschaffzng des etablierten Systemes der strukturellen Gewalt in Theorie und Praxis, gerade in dem vermeintlichen Bildungssystem?

    Ich bin sehr froh, dass es Menschen wie Sie gibt, Herr Roth.
    Denn zu viele funktionieren wohl nach den Gedanken, die Martin Niemöller zugeschrieben werden:

    „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
    Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
    Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
    Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

    Ich hoffe es werden wieder mehr, die sich trauen den Mund aufzumachen!
    Danke.

    Herzliche Grüße

  5. Lieber Prof. Roth,

    danke für Ihre Offenheit. Ich als Akademikerin frage mich dieser Tage sehr oft, in welche Abgründe unsere Gesellschaft blickt, wenn Professoren und Studentinnen die Ratio ausschalten und aus einem irrationalen, diffusen Angstgefühl oder einem Gefühl der moralischen Überlegenheit heraus andere mit voller Absicht zerstören möchten. Diese Menschen nennen sich dann auch allzugern „Antifaschisten“ und merken nicht, dass ihr gesamtes Handeln genau das Gegenteil ihrer Selbsteinschätzung darstellt. Ähnliches Vorgehen gegen Regimekritikerinnen ist eigentlich nur aus autoritär bis totalitär geführten Staaten bekannt. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Stärke und Mut, ihrem Gewissen zu folgen. Es sind verrückte Zeiten, die wir vermutlich nicht so schnell ändern können, denn wir befinden uns offenbar erst ganz am Anfang. Karl Marx hatte Recht, als er den Faschismus als logische Folge des Kapitalismus prognostiziert hat. Wir befinden uns im Endstadium des Kapitalismus und werden bald erleben, was Marx vorausgesagt hatte. Bleiben wir zuversichtlich, sie werden uns nicht bekommen.

    Viele Grüße,
    M.F.

  6. Lieber Herr Prof. Roth,

    Ich kann sehr gut nachempfinden, wie Sie sich fühlen, wie Sie den ungerechten Vorwürfen der Studenten und der Uni ungläubig gegenüber stehen und wie Sie an den bösen Floskeln, den Pauschalierungen und an der jede demokratische Debattenkultur vermissen lassenden Diffamierung durch unreife, ideologisierte, systemtreue und woke Studenten fast verzweifeln. Wer nicht diskutieren kann, weil ihm die Argumente fehlen, benutzt das Totschlagsargument „Verschwörungstheorie“, was heute gleichbedeutend ist mit geisteskrank, rechtsradikal und sofort jede Diskussion im Keim unterbindet. Wir haben das alle seit fast 3 Jahren erlebt. Dass auch die Unis davon betroffen sind, entsetzt mich, aber ist andererseits auch fast immer so gewesen. Aktuelles Beispiel ist die abgesagte Veranstaltung einer Uni, zu der auch Prof. Homburg und Ulrike Guerot geladen waren. Wer in vorauseilendem Gehorsam sich dem angeblichen Mainstream beugt und kritische Redner ausschließt, macht sich mitschuldig an der Entstehung totalitärer Systeme und dem Verlust der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit.
    Danke für Ihren Mut, dass Sie sich wehren und ein Zeichen setzen.
    Alles erdenklich Gute
    Sabine Zischka

  7. Lieber Herr Roth,
    wenn man an den Universitäten nicht mehr kritisch denken und gesellschaftskritische Fragen stellen darf, sollten wir sie schließen. Was würde ein T.W. Adorno heute wohl tun? Still in der Ecke sitzen und seine Meinung für sich behalten? Wohl kaum. Dialektisches Denken lernt man nur in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen. Wer das untersagen will, hat ein Problem mit dialektischem Denken, und wer ein Problem mit dialektischem Denken hat, hat ein Problem mit Intelligenz. Danke für Ihren Mut, und ich wünsche Ihnen viel Kraft! Herzliche Grüße.

  8. Sehr geehrter Herr Roth,
    ich hatte nichts von Ihnen gehört, bis ich die „Empfehlungen“ bei multipolar las. Da dürfte mir einiges in der Vergangenheit entgangen sein. Ich bedauere es zutiefst, dass Sie Ihre Sorgfalt, Ihr Engagement nun dafür nutzen müssen, Ihre Existenz zu sichern und diese nun nicht mehr (oder doch nur reduziert und mit unguten Gefühlen durchzogen) für die Ausbildung in Sozialer Arbeit zur Verfügung haben. Ich fühle mich an die üble Zeit der Berufsverbote und deren Vorläufer erinnert. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen die Kraft und die Freunde, um solche Verfolgung durchstehen zu können.
    So krass die Sachverhalte auch sind, bin ich doch dankbar, dass Sie in Ihrer Stellungnahme die Vorgänge dargestellt haben. Man sollte sich keine Illusionen über den Zustand der Republik machen, ist mein Fazit. Sie müssen nun (u.a.) leider die Folgen von „Kompetenzorientierung“ und „Lernen für die Prüfung/den Test“ ausbaden, die irritierte und rückgratlose Menschen hervorbringt. Sie ertragen die Vielschichtigkeit nicht, verlangen nach Sicherheit und Führung und landen unter den Fittichen der Macht, von der sie sich Heil erwarten.
    Ich danke für Ihren Mut und hoffe, Sie können ihn behalten. Herzlichst, Jürgen Mietz

  9. Liebe Kommentierende!
    Allen vielen herzlichen Dank für die Ermutigung und gerne dürfen noch weitere folgen. Bitte auch weiterleiten.
    Denn das Ganze geht ja weit über meinen kleinen Fall und ‚Corona‘ hinaus, angesichts der anhaltenden dumpfen moralischen Vereinnahmungstendenz eines versteckt autoritären „wir müssen zusammenhalten…“ (gerade kursieren wieder ganz ähnliche moralisch triefende, ekelhaft anwanzend gängelnde, im Kern idiotische, Emails wie in der ‚Corona-Zeit‘ an Hochschulen, die an ‚unseren Zusammenhalt‘ appellieren und ‚uns‘ z.B. das richtige Lüften von Fenstern erklären möchten …).
    Herzliche Grüße
    G. Roth

    1. Lieber Günter,
      ich ziehe den Hut! Das darf man sich beim besten Willen nicht gefallen lassen. Wenn das so weitergeht haben wir einen Meinungskorridor von der Größe eines Nadelöhrs. Dass diese Art der Disziplinierung auch noch dort um sich greift wo Diskussion und Auseinandersetzung zur conditio sine qua non gehört – an den Hochschulen und Universitäten – ist nicht zu fassen. Du hast auf alle Fälle meine ganze Solidarität in dieser Sache!

  10. Sehr geehrter Herr Roth,

    als ehemaliger Student bei der Hochschule München (Abschluss Soziale Arbeit 2018) bedauere ich diesen Vorgang und wünsche Ihnen viel Kraft. Ich habe Sie in meiner Studienzeit als kritischen Geist wahrgenommen, der für demokratische Teilhabe und gegen soziale Ungleichheit eintritt.

    Nach meinem Eindruck hat in Politik und Gesellschaft eine Verschiebung von einer pluralistischen offenen Meinungs- und Gewissensfreiheit hin zu einem vordergründigen Sachlichkeitsgebot stattgefunden. Bei dieser Verschiebung wird nicht berücksichtigt, dass die Feststellung dessen, „was Sache ist“, bereits eine machtgeleitete Deutung und Themensetzung beinhaltet. Gerade die Sozialpädagogik, sollte sich hier weiterhin gesellschaftskritisch aufstellen.

    Kritik an den herrschenden Verhältnissen, z.B. an der Ökonomisierung der Gesundheitspoltitik, an einem demokratischen Legitimationsdefizit (vgl Lea Elsässer, Wessen Stimme zählt? Campus Verlag 2018), sowie eine Diskussion um Elitendemokratie und den damit verstrickten gesellschaftlichen Akteuren (Lobbyismus, Philantrokapitalismus etc.) ist weiterhin notwendig. Die Kritik an den Medien ist dabe nicht neu, wie die Forschung von Uwe Krüger l(ink: >https://de.wikipedia.org/wiki/Uwe_Kr%C3%BCger>Die Anstalt<https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/die-anstalt-klage-zeit-journalisten-scheitern-vor-dem-bgh-a-1129417.html>Im Übrigen habe ich die monierten Themen und die Tendenz technokratischer Krisenpolitik schon seit längerem in Seminaren an der Hochschule München behandelt, was bisher viel Zuspruch bei Studierenden fand.<<
    Es ist mein Eindruck, dass sich die "Corona-Situation" in diesen Kontext einbetten lässt. Anscheinend besteht bei den Studenten Interesse und Bedarf an dieser Diskussion. Insofern ist es in einer moralisch aufgeladenen Debatte möglicherweise notwendig, gewisse argumentative Abstriche zu machen, um weiterhin wichtige Anliegen vertreten zu können.

    Ich bedanke mich für die Erfahrungen, die ich in und durch Ihre Veranstaltungen machen durfte und wünsche Ihnen alle Gute.

    Herzliche Grüße,

    Boris Baumgärtner

  11. Aus meiner Sicht wurden Anhörungs- und Akteneinsichtspflichten verletzt.

    Hatten Sie denn einen schriftlichen Antrag auf Akteneinsicht gestellt ?

    Mit welcher Begründung wurde er Ihnen verwehrt.

    Haben Sie Strafanzeige gegen den anonymen Beschwerdeführer gestellt ?

    Aufgrund Ihrer Schilderung gehe davon aus, dass hier Tatfingierungen betrieben wird, um Sie in ein arbeitsrechtliches Verfahren zu manövrieren, welches mglw in eine Auflösung gem. § 9 (1) KSchG münden könnte.

    Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich rede.

    Zur Meinungsfreiheit noch Folgendes …
    Beschluss vom 24.07.2013, Az.: 1 BvR 444/13 und 1 BvR 527/13).

    „Das Bundesverfassungsgericht betont ausdrücklich, dass die Strafgerichte bei der Beurteilung von Kritik an öffentlichen Stellen berücksichtigen müssen, dass das Recht, Maßnahmen der öffentlichen Gewalt ohne Furcht vor staatlichen Sanktionen auch scharf kritisieren zu können, zum Kernbereich der Meinungsfreiheit gehört. “

    PS: Sie können vom Arbeitgeber Maßnahmen zur Mobbingprävention aufgrund des ArbSchG einfordern.

  12. Danke für Ihr Engagement für Grund- und Menschenrechte. Einfach unglaublich wie die Universitätsdirektion nicht einmal grundlegende Verfahrensrechte wie das Grund- und Menschenrecht auf ein FAIRES VERFAHREN kennt und mit Füssen tritt!

    Es ist klar, dass mensch den Gegenstand einer Ladung erfahren muss, um sich darauf vorbereiten zu können, und dass mensch natürlich volle Akteinsicht erhält! Weiters wäre eine förmliche Einvernahme auch der Beschuldiger zu verlangen! Anonyme Anzeigen unhinterfragt als Tatsachen behandeln, das geht in einem Rechtsstaat gar nicht!

    Damit SIe sich den Weg zum Europäischen Gerichtshof für Menchenrechte offen halten und zu erkennen geben, dass Sie um Ihre Menschenrechte bescheid wissen, sollten Sie auf jeden Fall auf die Verletzung der in der Europäischen Menschenrechtskonvention festgelegten Menschenrechte klar und deutlich Bezug nehmen:

    Menschenrecht auf ein faires Verfahren (Artikel 6 EMRK)
    https://www.ris.bka.gv.at/NormDokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000308&Artikel=6

    Menschenrecht auf Meinungsfreiheit (Artikel 10 EMRK)
    Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000308&Artikel=10

    Wissenschaftsfreiheit (Artikel 13 EMRK)
    Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000308&Artikel=14

    Einen Antrag auf Auskunft über von der Universität gespeicherte Daten gemäß DSB / EU DSGVO würde ich auch noch machen, damit das Treiben dieser verantwortungslosen Schreibtischtäter wenigstens gut dokumentiert wird.

    So etwas wie eine Dienstaufsichts und entsprechende Beschwerdemöglichkeit sollte es wohl auch in Deutschland noch geben (wenn Sie zu viel Zeit haben!)

    Diese Glaubenskriege sind nur noch peinlich. Gemahnt mich etwas an Calvin, was da die „Rechtgläubigen“ für ein Treiben an den Tag legen. Siehe Stefan Zweigs Klassiker „Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt“.
    https://www.projekt-gutenberg.org/zweig/calvin/calvin.html

    1. Danke Ihnen und allen hier, auch für die Hinweise! Ich habe übrigens nach meinem Einspruch irgendwann doch Akteneinsicht erhalten (wie in der Stellungnahme erwähnt).

  13. Lieber Herr Roth,
    was sie beschreiben, ist skandalos und gleicht wirklich einer Hexenjagd, wies Stephan Sander-Fase treffend in tkp.at titelte. Ihre Beschreibung passt vollständig zu dem Muster, das wir in einem Forschungsprojekt über Entlassungen und öffentlichen Degradierungen von Professorinnen und Professoren gefunden haben: Anonyme Behauptungen, die als „Tatsachen“ behandelt werden, interne Verfahren jenseits rechtsstaatlicher Prinzipien und letztlich Entlassung aufgrund aberwitziger Vorwürfe. Sachfragen oder gar inhaltliche Auseinandersetzung über Argumente finden an keiner Stelle mehr statt.

    Mit einer Kollegin zusammen habe ich – auch aus eigener Betroffenheit – ein Forschungsprojekt dazu ins Leben gerufen und die Entlassungen in den deutschsprachigen Ländern untersucht. Daraus sind bislang zwei Publikationen entstanden, beide online frei verfügbar unter https://www.bzh.bayern.de/archiv/artikelarchiv/artikeldetail/entlassung-und-oeffentliche-degradierung-von-professorinnen-eine-empirische-analyse-struktureller-gemeinsamkeiten-anscheinend-unterschiedlicher-faelle und https://ordnungderwissenschaft.de/wp-content/uploads/2022/01/03_03_Egner_Uhlenwinkel.pdf.

    Für Ihr Verfahren am 13.12. drücken wir Ihnen von Herzen die Daumen. Wir hoffen sehr, dass Sie auf ein unvoreingenommenes Gericht treffen, dem Rechtsstaatlichkeit und Freiheit der Wissenschaft noch ein Anliegen ist.
    Darüberhinaus weiterhin viel Mut und Energie für Ihren Kampf!
    Mit den besten Grüßen
    Heike Egner

  14. „An Stelle der offenen Autorität regiert jetzt die anonyme Autorität. Sie tarnt sich als gesunder Menschenverstand, als Wissenschaft, als psychische Gesundheit, als Normalität oder als öffentliche Meinung.“ Erich Fromm

    „Zur Wahrheit gehört nicht nur das Resultat, sondern auch der Weg. Die Untersuchung der Wahrheit muss selbst wahr sein, die wahre Untersuchung ist die entfaltete Wahrheit, deren auseinandergestreute Glieder sich im Resultat zusammenfinden.“ Karl Marx

    Viel Kraft für alles, was kommt, lieber Prof. Roth!

    Bianca Kellner-Zotz

  15. Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre Standhaftigkeit. Viele Studenten denken wie Sie, sind aber zu beschäftigt oder ängstlich /bequem um dagegen aufzubegehren.
    Ich hoffe Sie wissen, dass Sie mit Ihren Ansichten ganz und gar nicht alleine sind!

  16. Lieber Herr Roth,
    vor einem Jahr, als die unsägliche Ausgrenzung, offene Diskriminierung und Diffamierung gegen eine Gruppe Menschen losging, die ihr Grundrecht auf Freiheit und körperliche Unversehrtheit wahrnahm, schrieb ich (Studierende der FK 11) dem Hochschulpräsidenten, Herrn Leitner, eine Mail. Ich fragte ihn, ob er sich bewusst darüber sei, was die durch keine medizinische Grundlage zu rechtfertigende „2G-Regel“ für viele Studierende bedeute: Kein Zugang zu irgendeiner Bib, ständige Testerei und die ständige Angst vor einem Ausschluss des Studiums.
    Ich fragte ihn auch, warum eine Hochschule und er als Präsident derselben, die sich für Respekt und Toleranz, gegen Diskriminierung und Rassismus und für einen freien Zugang zu Bildung einsetzt, zutiefst fragwürdige Gesetzesänderungen, Verordnungen, Regeln und Maßnahmen toleriert und befürwortet und ob er sich im Klaren darüber sei, wo das in Zukunft hinführen könne.
    Zuvor hatte er in seinem „Corona-Update“ noch von einem Gleichgewicht aus Gesundheitsschutz und Rücksichtnahme gesäuselt…
    Auf meine Mail habe ich nie Antwort erhalten. Anstatt dessen machte er in den darauffolgenden „Corona-Updates“ keinen Hehl aus seiner eigenen Position und betonte einmal mehr die rigiden Maßnahmen (2G in der gesamten HM, dadurch auch Bib-Verbot etc.) und deren Durchsetzung.
    Dass dieser Mensch Ihnen eine „Ermahnung“ zukommen ließ und Ihnen mit Kündigung drohte, wundert mich nicht, gleichwohl es mir sehr leid tut, dass Ihnen eine derartige Niederträchtigkeit widerfahren ist. – Es ist zutiefst beschämend, wie sich Studierende und ihre Interessenvertretung (die Fachschaft) Ihnen gegenüber verhalten haben.

    Ich danke Ihnen für Ihre Wahrhaftigkeit und Standhaftigkeit, Ihren unermüdlichen Einsatz für Wissenschaftsfreiheit und einen offenen Diskurs.

    Ich wünsche Ihnen von Herzen eine faire Verhandlung und dass sich sämtliche Beteiligte für ihr unsägliches Verhalten bei Ihnen entschuldigen werden müssen.

    Herzliche Grüße

    DFS (Studierende der FK 11)

  17. Ich hab mal versucht, die letzten 3 Jahre kurz zu reflektieren, und hoffe, dass Forschung und Lehre wieder freier werden:

    Als Corona anrollte wusst ich auch als Therapeutin nicht, was das so bringen wird. Ich war schon mal während ner Pest in Indien (’94) und all die Leut, die meinten, das wäre nur Fake, haben mich in ihrer möglichen Rücksichtslosigkeit oder Egozentrik(?) etwas schockiert. Ok, man hätte auch Stadt und Land verschieden behandeln sollen. Ich hielt mich an (fast) alles und versuchte meine alten Eltern zu schützen.
    Nach Wochen war immer noch kein sinnvoller Plan trotz vorheriger internationaler Krisensitzungen absehbar und es flossen keine Wirtschaftshilfen bei diesem konzernfreundlichen Lockdown. Da dacht ich mir langsam: „Warum soll ich meine private Altersvorsorge verbraten, damit andere im Altersheim vielleicht älter werden, die oft wirklich nicht gern dahin sind. Ich arbeite ja oft mit Risikopatienten. Ich mag die Schulmedizin nicht missen, aber mit der Endlichkeit hat sie ein Prob. Palliativ und Hospiz sind immer noch Stiefkinder 🙁 “
    Der 2. Lockdown war dann auch wieder eher Banane, während Prävention und Reha verboten wurden.
    Impfen? Ok, wer will, aber als nebenwirkungsfrei verkaufen und Leute dazu zwingen (med. Personal, uvm, Schwangere, Kinder…)? — No go
    Wer zweifelte, bekam die Nazikeule zu spüren. – Nein, so geht Wissenschaft nicht.
    Masken in Schulen, Distanz, Sport- und Spielangebote streichen…
    Was wir den Kindern da angetan haben, wird uns noch so was von auf die Füsse fallen.

    Auch als mit mRNA-Geimpfte finde ich, es müssen öffentliche Entschuldigungen UND Wiedergutmachungsversuche wg Diskriminierungen, Machtmissbrauch, Willkür, Gängelungen, unnötiger Ordnungswidrigkeiten/Bußgelder, Verdienstausfällen… bis hin zu Jobverlust her.
    Lasst kein Gras drüber wachsen, damit nie wieder…

    —————— ————————
    Das kritische medizin. Personal in München hat noch eine Liste von Referenzen zusammengestellt, die ich hier gerne teile:
    Kassenärztepräsident Dr. A. Gassen, Prof. A. Kekule (Virologe), H. Streeck (Virologe), K. Stöhr (Virologe), Dr Mertens (Stiko), F. Pürner (Epidemiologe, Exgesundheitsamtschef), Prof. Chr. Lütge (Wirtschaftsethik, TUM, Exethikrat), Schöfbeck (BKK-Exchef), Lungenfacharzt Dr. Th. Vosshaar, Dr. M. Unnewehr (Chefarzt, Pneumologie und Infektiologie), M. Kulldorff (Epidemiologe, Impfstoffsicherheit, Havard Professor), J.Bhattacharya (Stanford), S.Gupta (Oxford), Uwe Dolatha (Kriminalhauptkommisar bzgl Pharmakorruption) uvm.

    Danke, Günter, für deinen Einsatz und Grüße von
    Rita aus Germering

    1. Liebe Rita,
      danke Dir auch für die Anmerkungen und Unterstützung! Ich fürchte, es wird weder eine angemessene Aufarbeitung noch eine Entschuldigung geben, zumindest nicht, wenn sich nicht noch enormer öffentlicher Druck aufbaut.Hiermit auch an alle anderen Unterstützenden nochmals herzlichen Dank. Und: Der Kampf geht weiter.
      Günter Roth

  18. Lieber Herr Roth, mit Erleichterung lese ich soeben, dass Ihrer Klage stattgegeben wurde. Dass die Rechtsprechung funktioniert und das regelkonfuse wie herabwürdigende Vorgehen Ihnen gegenüber benennt und moniert wird ist ein wichtiger Schritt. Welche seelisch-psychische Tiefen und Verletzungen Sie im letzten Jahr durchstehen mussten, kann man sich wohl nur schwer vorstellen. Insofern hoffe ich, dass diesem Urteil eine persönliche Entschuldigung folgt, die das Verzeihen heilend wirken lassen kann. Dass Sie soviel Unterstützung erfahren haben stimmt mich bei all den Vorgängen der letzten Jahre doch etwas zuversichtlich – hoffentlich hinterlassen die Erfahrungen und Erkenntnisse gesamtgesellschaftlich die nötigen Lernspuren für all die Probleme, die da (noch) auf uns zurollen (könnten).
    Danke, dass Sie den Fall und das Verfahren hier transparent machen.
    Ich wünsche Ihnen alles Gute und weiterhin die nötige Kraft, mit alldem umzugehen!
    Christina Zenk

  19. Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Roth,
    als ehemaliger Absolvent des Studienganges Soziale Arbeit Ende der 90er wundert mich das Verhalten der Hochschulleitung der FHM speziell und der deutschen „Intellektualität“ in allgemeinen wenig. Solange man nicht ernsthaft an den Systemgrenzen rüttelt, herrscht durchaus vorgetäuschte Meinungsfreiheit. Inzwischen ist der Korridor des Sag- und Genkbaren zu einem gehirnwäscheähnlich engen Kriechgang verengt worden. Die Beeinflussung, Kontrolle und Manipulation hat durchaus totalitäre Züge erreicht. Die Themen wechseln, aber die Strukturen der totalen Herrschaft werden einer Agenda bestimmter globalen Machtgruppen folgend systematisch ausgebaut.
    Insofern denke ich, dass Sie mit Ihrer Richterin einfach nur Glück gehabt haben. Aus den Widerstandsnetzwerken (ja, so etwas gibt es) wird berichtet, dass die Systemjustiz nach Ballweg mittlerweile die zweite Reihe und absehbar auch die dritte Reihe der kritischen Aktiven aus dem Verkehr zieht. Nur bekommt das kaum jemand mit.
    Ganz praktisch kann ich Ihnen und anderen Betroffenen anbieten, einen Kontakt an die erwähnten Netzwerke herzustellen. Hier findet man vor Ort Ressourcen und Menschen, die einem den oktroyierten Wahnsinn leichter ertragen lassen sowie ganz konkrete Hilfestellung zu den typischen Problemlagen, in die man als kritischer Geist heutzutage unausweichlich gerät.
    Lassen Sie sich nicht unterkriegen und seien Sie versichert, dass es doch viele vernünftig gebliebene Menschen im Lande gibt, die Ihnen alles Gute wollen und sich auch an Ihrem Mut und Ihrer Standhaftigkeit ein Beispiel nehmen.
    Ihr GH

    1. Danke auch Ihnen und Frau Zenk, wobei Sie konträre Sichtweisen auf die Rechtsprechung äußern. M.E. funktioniert diese noch einigermaßen, aber partiell ist sie auch ausgehebelt, weil vor allem die Unterstellung der Gerichte unter die Justizverwaltung mit den damit verbundenen Einflüssen auf Karrieren von Richterinnen und Richter fatal ist. Damit wird der Korridor möglicher Ansichten sehr verengt. Übrigens hat Chomsky (mit Herman) im berühmten ‚Propagandamodell‘ ja schon lange darauf hingewiesen, dass es keine bessere Technik der systemischen ‚Herstellung von Konsens‘ gibt als in einem Korridor des ‚Sagbaren‘ kontroverse Diskussionen zuzulassen. Diese sind tatsächlich auch noch möglich bei uns, nach Wolin haben wir heute einen ‚umgekehrten Totalitarismus‘ (klingt etwas widersprüchlich und viell. kann ich dem mal etwas näher nachgehen)….
      Herzliche Grüße und nochmals vielen Dank für die Unterstützung und Wünsche!
      G.R.

  20. Lieber Herr Roth

    Ich bin schockiert, aber auch nicht überrascht. Warum? Weil in den letzten Jahren extrem viel unfassbares, unprofessionelles, unmenschliches passiert ist, was ich niemals erwartet hätte, in Bezug auf das angeführte Thema.
    Auch ich hätte beinahe meinen Job in der Sozialen Arbeit verloren – hätte dies aber in Kauf genommen -> für meine Meinungsfreiheit und meine Freiheit über meinen Körper zu bestimmen.

    Ich besuchte Ihr Seminar – Sozialpolitik – vor über 10 Jahren und war begeistert. Danke, dass ich so viel bei Ihnen lernen durfte – insbesondere kritisches Denken.

    Und ich bewundere Ihren Mut und Ihre Standhaftigkeit! Menschen wie Sie verändern die Welt!
    Danke

    Herzlichst
    R.R. ehemalige Studentin an der FK 11

  21. Lieber Herr Professor Roth,

    ich bin schockiert über Ihre neueste Nachricht, dass Sie nun von der HM eine fristlose Kündigung erhalten haben.
    Ich kann nicht fassen, dass eine Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften so massiv gegen eine „andere“ Meinung vorgeht. Wo uns doch in den Lehrveranstaltungen genau das Gegenteil gelehrt wird. Wir Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter müssen offen sein für die verschiedensten Perspektiven, unsere eigenen Sichtweisen immer wieder reflektieren und vermeintliche Wahrheiten immer wieder kritisch hinterfragen.
    Ich finde es sehr schade, dass ich keine Lehrveranstaltung mehr bei Ihnen besuchen konnte. Diese haben bestimmt zu den interessantesten und lehrreichsten an unserer Hochschule gehört. Sie sind sicher ein sehr großer Verlust für die Hochschule München. Menschen, Professoren wie Sie, werden in der Sozialen Arbeit dringend gebraucht. Es ist wichtig, dass Studentinnen und Studenten aufgezeigt und gelehrt bekommen, in einen demokratischen Diskurs zu gehen und nicht alles hinzunehmen, was „von Oben“ vorgegeben wird. Denn hierdurch lässt sich dieser Beruf sehr schnell für totalitäre Systeme missbrauchen.
    Wo kommen wir hin, wenn wir unsere Meinungen nicht mehr offen teilen und vor allem nicht an Hochschulen und Universitäten offen diskutieren dürfen?
    Ja, ich hoffe und ich glaube auch, dass sie nicht damit durchkommen. Bleiben Sie zuversichtlich.
    Ich danke Ihnen für Ihren Mut und Ihre Standhaftigkeit!

    B.S.

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