Von Christoph Waldhaus (Fu Jen Catholic University, Taiwan, 137009@mail.fju.edu.tw)
Seit Anfang 2020 bis 2022 wurde unser aller Leben in beispielloser Weise und in einer, in diesem Umfang noch nie dagewesenen Form und Intensität, auf nahezu allen gesellschaftlichen Ebenen fast ausschließlich von nur einem einzigen Thema beherrscht: COVID‑19. Verfolgt man die mediale Berichterstattung, fällt auf, dass Corona‑bezogene Themen zwischen 2020 und 2022 nicht nur hinsichtlich des Umfangs sämtliche andere Themen in den Schatten stellten, sondern auch, dass die Art und Weise, mit welcher das Thema medial aufbereitet wurde und mitunter nach wie vor wird, seit Beginn der Pandemie als sehr einseitig zu bezeichnen ist.
Analysiert man Beiträge unterschiedlicher deutschsprachiger Leitmedien, zeigt sich, dass viele eng an das politische Narrativ gebunden sind, abweichende Positionen, wenn auch von etablierten Expertinnen oder Experten und wissenschaftlich fundiert, kaum diskutiert und wenn, dann vielfach diskreditiert bzw. als Verschwörungstheorie abgetan werden. In dieser ‚neuen Normalität‘ scheint es neben etablierten auch ‚falsche‘ Expertinnen oder Experten zu geben und ein wissenschaftlicher Diskurs, der auch kritisch hinterfragt, wird eher ausgeblendet. Eine ausgewogene, objektive und kritische mediale Berichterstattung scheint vielfach wertenden und richtungsweisenden Frames Platz zu machen und eine manipulative Verwendung der Sprache kann auch bei Qualitätsmedien zusehends beobachtet werden.
In diesem Beitrag werden drei deutschsprachige Medientexte analysiert, die im Anschluss an die am 1.8.2020 in Berlin stattgefundene Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen verfasst wurden. Mittels eines mehrdimensionalen Ansatzes wird auf Basis einer qualitativen Inhaltsanalyse ein Blick auf das mediale Framing geworfen, welches auf Wortebene in den Texten zu vermuten liegt.Die Analyse zeigt, dass der mediale Diskurs, der sich auf die untersuchte Corona-Demonstration bezieht, viele unterschiedliche Frames auf mehreren Ebenen aufweist, von denen nur ein kleiner Teil im Rahmen der vorliegenden Analyse gezeigt werden konnte. Während die Hauptframes die Eckpunkte der zu vermittelnden Inhalte definieren, beinhalteten die Sub-Frames in einigen Fällen steuernde und stark wertende Botschaften auf Wortebene bis hin zu diffamierenden und spaltenden Elementen. Positive Frames wurden in den untersuchten Texten weder in Bezug auf die Demonstration noch die Demonstrierenden gefunden, auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Corona-Maßnahmen an sich blieb in den Texten aus.
Hier geht es weiter zum Beitrag in: Synergies Pays germanophones n° 14 – 2021 p. 45-60: http://www.gerflint.fr/Base/Paysgermanophones14/waldhaus.pdf
Zum Autor:
Seit 2017: Assistant Professor am Institut für Deutsche Sprache und Kultur an der katholischen Fu-Jen Universität Taipei (Taiwan), zuvor: DaF/EFL Lehre an der Universität Graz bzw. an der Fachhochschule ‚Campus02‘ (2010-2016); Schreibzentrum, Universität Graz (2015/2016); DaF-Lehre im Ausland: 2008-2010 OEAD-Lektor DaF an der University of Edinburgh (Schottland); 2007/08 (Paris, Frankreich); 2005/06 (East Ayrshire, Schottland).
Studium: Magisterstudium Übersetzen und Dolmetschen (Englisch/Spanisch/Deutsch) und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Graz; Masterstudium Highland Studies an der University of Edinburgh/Schottland; Doktoratsstudium an der Anglistik/Germanistik der Universität Graz im Bereich Didaktik (Unterrichtsoptimierung durch Evaluation).
Forschungsschwerpunkte: Didaktik, Unterrichtsoptimierung, Persönlichkeitsentwicklung beim Lehren und Lernen, Medienanalyse, wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben, Curriculumsdesign.